Im Oktober 2024 startet das Projekt Queerness in der bibliothekswissenschaftlichen Lehre, kurz QueerBiL. Im Rahmen des BMBF-geförderten Projekts Get-iT@TH Köln – Geschlechteraspekte in Forschung und Transfer (TH Köln) widmet sich QueerBiL den Forschungsfragen, wo und wie queere Themen, Menschen und Perspektiven in der bibliothekswissenschaftlichen Lehre vorkommen und wo und wie sie künftig vorkommen und wechselwirken können. Inspiriert wurde das Projekt von der Gründung der Queerbrarians.
Was ist die Forschungslücke?
In unserem Artikel Queer sein ist (bibliotheks)politisch haben wir festgestellt, dass „auch angehende und bereits im Berufsleben stehende Bibliotheksmenschen Zugang zu queeren Themen“ (Frick et al. 2024) brauchen, man bisher aber nur spekulieren kann, wie oft queere Themen in der bibliothekswissenschaftlichen Lehre vorkommen. „Die Wahl queerer Themen für Abschlussarbeiten und deren Veröffentlichung kann ein Hinweis sein und signalisiert nach außen zumindest die Offenheit in der Hochschullehre. Das gleiche gilt für studentische Projekte“ (Frick et al. 2024). Eine systematische Erfassung des aktuellen Wo und Wie, sowie die Ableitung von Visionen für das künftige Wo und Wie fehlen allerdings bisher. QueerBiL will diese Lücke schließen.
Warum ist das wichtig?
„[…] librarians and library workers are neither well-prepared by their training, nor supported systemically, to tackle the barrage of complex emotional and ethical issues that they must face in the course of collecting materials that relate to sex, gender, and sexuality.“ (Jefferson & Dziedzic-Elliott 2023)
In Deutschland identifizieren sich rund 11% der Menschen als queer (Ipsos 2023). In der bibliothekswissenschaftlichen Forschung sollte sich das in Projekten, Publikationen und Diskussionen zu queeren Nutzenden, ihren Lesegewohnheiten und Bedürfnissen ebenso widerspiegeln wie in der Sichtbarkeit queerer Bibliotheksmenschen und queeren Perspektiven aus der und auf die bibliothekswissenschaftliche Forschung und Praxis. In Deutschland ist das jedoch nicht der Fall (Gerlach 2023). Das legt nahe, neben persönlichen Positionierungen und dem Selbstverständnis von Bibliotheken, wie von Gerlach (2023) postuliert, auch die bibliothekswissenschaftliche Lehre in den Fokus zu nehmen, die angehende Bibliotheksmenschen an Hochschulen durchlaufen. Hier sollten queere Themen, Menschen und Perspektiven sichtbar sein und vorkommen, wenn sie später in Forschung und Praxis hineingetragen werden sollen. Aber auch für Bibliotheksmenschen selbst ist das ein wichtiges Thema.
„Wir dürfen nicht unterschätzen, wie wichtig die Sichtbarkeit von Queerness in unserem Berufsfeld für Interessierte an Ausbildung und Studium sein kann. Wo wir Queerness nicht sehen, können wir uns nicht sicher sein, dass unsere Queerness willkommen ist.“ (Frick et al. 2024)
Welche Ziele werden verfolgt?
Neben der Beantwortung der Forschungsfragen setzt QueerBiL auf ein transformatives Forschungsdesign, das nicht losgelöst von der Praxis existiert, sondern mit dieser wechselwirken und verändern soll. Wenn Lehrende und Studierende nach ihren Erfahrungen und Vorstellungen gefragt werden, wird Reflexion über das eigene Handeln angestoßen und die Wahrnehmung für queere Themen, Menschen und Perspektiven erhöht. Mehr zu den Zielen, zum Forschungsdesign und zur Methodik steht im Projektantrag.
Wie kann man unterstützen?
Bisher besteht das Team nur aus Fuzzy (alias Prof. Dr. Claudia Frick) von der TH Köln. Sie sucht gerade eine studentische oder wissenschaftliche Hilfskraft zur Unterstützung. Hier findest du die Ausschreibung und Informationen zur Bewerbung bis zum 21. Oktober 2024. Wer Lust hat auf andere Art zu unterstützen sowie queer und ein Bibliotheksmensch oder angehender Bibliotheksmensch ist, kann gerne zu den Queerbrarians dazustoßen. Dort werden bei Bedarf Bitten um Unterstützung geteilt oder man kann sich proaktiv einbringen. Es besteht auch die Möglichkeit Teile des Projekts mit einer Bachelor- oder Masterarbeit zu verknüpfen. Egal was, gerne einfach eine E-Mail an Fuzzy schreiben. Die E-Mail-Adresse, Pronomen und Anrede befinden sich in der Ausschreibung und die E-Mail-Adresse auch auf ihrer Webseite.
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